Bekannte Professoren der mittelalterlichen Universität
Ein Indiz für die entscheidende Rolle von Bischof Wilhelm bei der Universitätsgründung ist es, dass er gleich nach der Errichtung der Universität einen berühmten Gelehrten des Kirchenrechts, Galvano di Bologna nach Pécs holen konnte. Der aus Bologna stammende Gelehrte erwarb sein Doktorat in Kirchenecht in Padua. Ab 1362 bis zu seinem Ruf nach Pécs war er Professor für Kirchenrecht an der Universität von Padua. In der ersten Hälfte der 1370er Jahre diente er dem ungarischen König als Diplomat. Die „Verlockung“ nach Pécs ermöglichte das wesentlich bessere finanzielle Angebot: 600 Florentiner als Jahresgehalt, zuzüglich die Zehntabgabe des Dorfes Ürög (70 Fl) und ein Haus in Pécs. Dieses Angebot wurde gemacht, um den Professor zum Wechsel aus Bologna nach Pécs anzuregen. Die neue Universität wurde darüber hinaus durch die Anwesenheit des bekannten Gelehrten auch für Andere anziehend. Die Anwesenheit des Gelehrten belegt auch der Umstand, dass im Laufe der Universitätsgründung zunächst die Juristische Fakultät entstanden ist. Galvanos di Bologna Tätigkeit in Pécs kann nicht lange gedauert haben, obwohl es keine Angaben zu seinen genauen Aufenthaltsdaten vorliegen. Er kann 1374, nach dem Tode von Bischof Wilhelm von Pécs nach Bologna zurückgekehrt sein, daher kann sein Aufenthalt in Pécs höchstens sieben Jahre betragen. In der Tat darf es sich um noch weniger Zeit gehandelt haben, da er indessen auch dem König als Gesandter diente.
An der Fakultät der Artes kann der Nürnberger Hermann Lurz gelehrt haben. Er tauchte 1379 in Prag auf, sechs Jahre später war er schon Professor der medizinischen Fakultät der Wiener Universität. Auch von manchen anderen bekannten Klerikern kann vermutet werden, dass sie an der Pécser Universität lehrten. Zu ihnen zählen die Pröpste Paul von Szeben/Hermannstadt, Rudolf von Pécs, Nikolaus von Pozsega, ferner die Domherren Jakob Kolozsvári von Erlau und der Emerich Czudar von Pécs.
Studenten der mittelalterlichen Universität
Die Studenten der Universität kamen aus allen Ecken der zum abendländischen Christentum bekehrten Welt. Die Gruppen der aus einer gemeinsamen Heimat hergekommenen wurden je einer Natio zugeteilt. Die Studenten mussten sich an der Universität immatrikulieren, davon zeugen die überlieferten Matrikeln. Obwohl die hochmittelalterlichen Matrikeln nur bruchhaft überliefert sind, kennen wir ungarische Studenten aus dem 12. Jh., die in Oxford oder Paris studiert haben. Auch von den in Pécs immatrikulierten Studenten stehen nur Quellenfragmente zur Verfügung, da das Matrikelbuch der Universität nicht überliefert ist. Manche der am Heiligen Stuhl im 15. Jh. eingereichten Suppliken bewahrten die Namen einiger Studenten auf.
Wo lehrten die Pécser Professoren?
In Anlehnung an bekannten westeuropäischen Analogien kann davon ausgegangen werden, dass der Unterricht an mehreren Orten erteilt urde; als Unterrichtsort können die Säle der seit Jahrhunderten in Pécs vorhandenen Domschule, oder die Wohnresidenzen der Professoren ins Wort kommen. Die für eine breitere Audienz verkündeten Vorlesungen dürfen auch in Pécs in Kirchen, insbesondere im Dom selbst abgehalten worden sein.
Die sogenannten Pécser Universitätsreden
Im Katalog der Münchener Staatsbibliothek tauchte erst am Ende des 19. Jh. die erste Information von der Handschrift auf, die in Ungarn als Pécser Universitätsreden bekannt wurden (Sermones compilati in Studio generali Quinqueecclesiensi in regno Ungariae). Alle Forscher der Geschichte der Universität setzten sich mit ihr auseinander, die philologische Erforschung und die Vorbereitungsarbeiten zur Edition der Handschrift sind Ede Petrovich und Pál Timkovics zu verdanken. Die Drucklegung der Textedition erlebten die beiden Gelehrten nicht mehr, daher trugen mehrere andere Forscher zum Abschließen der Arbeiten bei, wie z. B. Péter Kulcsár, Klára Pajorin, Kornél Szovák und andere Forscher. Die Erforschung der Universitätsreden ist jedoch im Hinblick auf die Pécser Herkunft der Handschrift von negativem Ausgang. Das Original des Kodex wurde irgendwann an der Wende des 13-14. Jh. im deutschen Sprachraum fertiggestellt, der Hinweis auf die ungarischen Nationalheiligen wurde von den Dominikanern in Ungarn in den Text eingefügt, und der Hinweis auf Pécs steht mit der Benutzung der Kopie in Zusammenhang. Die Handschrift ist also eher Indiz für die Unterrichtstätigkeit der Dominikaner als für die Universität von Pécs.